Tierfotografie – welches Objektiv?

Inhaltsverzeichnis

Die Auswahl an Objektiven ist immens doch wer die Wahl hat, hat auch die Qual! Hier erhaltet ihr eine kleine Hilfestellung zur richtigen Objektiv-Wahl für die Tierfotografie.

Kamera-Objektiv
Die Kamera-Objektive

Nachdem wir im Beitrag APS-C oder Vollformat für die Hobby-Tierfotografie das Für und Wider für Vollformat-Kameras bzw. Kameras mit APS-C Sensoren abgehandelt haben, widmen wir uns nun dem Thema der passenden Objektiv-Wahl. Wir gehen hierbei nicht auf technische Details und Messwerte einzelner Objektive ein, sondern möchten einen allgemeinen Einblick in wichtige Eigenschaften gewähren.

Die richtige Brennweite.

Zunächst sollte man festhalten, dass es nicht die eine richtige Brennweite gibt. Für die Tierfotografie eignen sich sowohl Brennweiten im Weitwinkel Bereich als auch Standard- bzw. Teleobjektiv Bereich. Je nachdem welche Bildstimmung man bewirken will, lassen sich unterschiedliche Objektive ganz unterschiedlich einsetzen. Interessante Aufnahmen können mit allen Brennweiten entstehen, jedoch schränkt man sich mit der Auswahl für ein Objektiv in seinem Möglichkeitsspektrum ein.

Standardbrennweite.

Der klassische Einstieg in die Welt guter und dennoch günstiger Objektive sind die 50mm prime-lenses. Warum das gerade die standard Linsen sind? Ganz einfach:

  • 50 mm auf einem Vollformat Kamera ergibt ein natürliches Sichtfeld welches dem menschlichen Auge entspricht (bei Crop-Sensoren ca. 75 mm)
  • 50 mm ist offenbar eine einfach zu konstruierende Brennweite (da in den meisten Fällen sehr günstig zu ergattern)

Weitere Gründe für deren Beliebtheit könnten sein:

  • An Kameras im DX Format mit Crop-Sensoren entspricht das Objektiv einem 75 mm, was ein super Portrait Objektiv ergibt – insbesondere wenn eine große Blendenöffnung vorhanden ist, was bei den meisten Modellen gegeben ist
  • weiches Bokeh, schöne Farben, bessere Wiedergabe, höherer Kontrast und Mikrokontrast, mehr Streulichtfestigkeit, weniger CA, weniger Verzeichnung, weniger Vignettierung usw.

Wie bereits oben erwähnt, sind die Objektive für die meisten Kameramodelle günstig zu haben (ab circa 200€). Hier ein paar Links zu den beliebten Festbrennweiten unterschiedlicher Hersteller:

Für den Anfang und zum üben sind das klasse Objektive die auch schöne Ergebnisse liefern, wenn man das Tier gerne aus der Nähe fotografieren möchte. Sie sind den meisten Kit-Objektiven in Qualität und Bildstimmung haushoch überlegen. Wer gerade am Anfang steht und sich eine neue Kamera zulegt, empfehle ich nur den Body der Kamera zu kaufen und statt dem Kit-Objektiv lieber ein paar Euro extra in die prime-lens zu investieren. Ein günstigeres Festbrennweiten-Objektiv mit einer Blendenöffnung um die f / 1.8 werdet ihr höchstwahrscheinlich nicht bekommen. Folgt dem Link falls ihr noch weitere Informationen rund um das erlernen der Hundefotografie mit vielen kleinen Tipps braucht.

Weitwinkel-Objektive.

Weitwinkel (unter 35 mm Brennweite) eignen sich z. B. hervorragend um das Tier mit Hintergrund-Umgebung wiederzugeben. Möchte man also viel Wald, Berge oder möglichst viel von einem See mit auf das Bild bekommen, so eignet sich ein Weitwinkel-Objektiv hierfür hervorragend.

Selbst wenn man keine bestimmte Hintergrundkulisse auf dem Bild haben möchte und den Vierbeiner von ganz nahem fotografiert, bekommt das Bild einen ganz eigenen Look, der in vielerlei Hinsicht interessant wirken kann (man muss hier jedoch darauf achten, dass man das vierbeinige Familienmitglied möglichst mittig positioniert, da sonst Verformungen in den Proportionen entstehen und beispielsweise der Rumpf oder die Schnauze extrem lang gezogen erscheinen).

Nähe wird mit einem Weitwinkel-Objektiv bzw. auch mit der Standardbrennweite von 50 mm, ganz anders suggeriert und empfunden als mit einem Tele-Objektiv. Sie wirkt näher, intimer und emotionaler. Man könnte sagen, dass man die nähe die man mit der Weitwinkel-Linse zum Motiv einhält, auch im Bild zu spüren ist. Mit einem Tele wird man eine ganz andere Nahdistanz einhalten müssen um den selben Bildausschnitt zu bekommen und diese Entfernung wird auch in den Augen des Motivs und dem Bild an sich spürbar sein.

Meine persönliche Empfehlung ist das Sigma Art 35 mm welches ich wirklich jedem ans Herz legen kann. Es macht grandiose Bilder mit toller Schärfe und Tiefenunschärfe in der Distanz. Ein Wermutstropfen soll jedoch nicht verschwiegen werden (dieser gilt übrigens auch für die 50mm Objektive): Der Autofokus ist nicht für schnelle Bewegungen geschaffen. Hiermit an Actionbilder zu denken sollte von daher gleich vergessen werden. Objektive im Tele-Bereich sind hier deutlich im Vorteil und und sind häufig für Aufnahmen mit rennenden Vierbeiner ausgelegt. HIer die Links zum Sigma 35mm Art:

→ Springe zur Beispielaufnahme geschossen mit dem Sigma 35mm Art

Tele-Objektive.

Möchte man hingegen eher das Tier an sich in den Vordergrund bringen und es als zentrales Bildelement positionieren, so eignen sich dafür eher Tele-Objektive. Das Tier wirkt im Gegensatz zum Weitwinkel zentraler und herausstehender, da die Tiefenschärfe weitaus stärker abnimmt. Hier ist es also auch möglich, bewusst den Hintergrund durch eine große Blendenöffnung extrem unscharf darzustellen und ein schönes Bokeh zu erzeugen. Ist das Tier jedoch zu weit entfernt so nimmt auch die Wirkung der Tiefenunschärfe ab und man kann das Tier weniger gut vom Hintergrund freistellen.

Wer also stark freistellen und den Hintergrund gerne puddingartig verschwimmen lassen möchte, wird mit einem offenblendigem Tele sehr glücklich werden (minimal davon Abhängig davon ob man eine DX Kamera bzw. Vollformat einsetzt). Das was sich nah am anvisierten Bildelement befindet wird scharf dargestellt, wohingegen alles was sich davon weiter entfernt befindet, diffus und unscharf dargestellt werden kann, auch von einer größeren Distanz aus.

→ Springe zur Beispielaufnahme geschossen mit dem Sigma 135mm Art 

Telezoom-Objektive.

Wer möglichst flexibel unterwegs sein möchte und mal von mittlerer Entfernung wie auch aus der Ferne seinen Vierbeiner fotografieren will, setzt auf ein Telezoom-Objektiv. Der „Nachteil“ hierbei jedoch ist meist der hohe Kaufpreis für die qualitativ hochwertigen Objektiv. Für die Hundefotografie zu empfehlen sind hier besonders die 70-200:

Da das Tamron jedoch bedeutend günstiger zu haben ist als das von Nikon, Canon und Co, würde ich hier klar das Tamron bevorzugen. Beide Objektive sind extrem schnell beim Fokussieren und bieten sehr scharfe Bilder – wenn der Fokus sitzt. Ich meine damit das man bei Actionaufnahmen natürlich aufpassen muss wegen der großen Offenblende. Auch hier hat man Ausschuss und man muss ein paar Dinge beachten um scharfe Bilder bei der Blendenöffnung zu bekommen. Darum soll es an dieser Stelle jedoch nicht gehen.

Noch ein kleiner aber zu vernachlässigender Nachteil in meinen Augen: man schafft sich hiermit ein schweres Objektiv an dessen Umgang man erstmal erlernen muss.

Es gibt natürlich auch weitaus günstigere Modelle auf dem Markt, allerdings nur mit geringere maximalen Blendenöffnung, d. h. weniger Licht das eingefangen werden kann und weniger Tiefenunschärfe. Das ist übrigens auch gleichzeitig der Grund dafür, warum so viele Menschen mit ihrer „Kamera“ unzufrieden sind – sie haben das „falsche“ Objektiv bzw. sparen hier und knipsen dann aus Frust letzten Endes wieder lieber mit ihrem Smartphone die Bilder.

Randbemerkung: die Supertele fehlen hier jetzt in der Auflistung da sie sehr speziell und auch nicht unbedingt von Nöten sind. Wer im Besitz eines ist kann sich jedoch glücklich schätzen 🙂

Was ist beim Objektiv ausschlaggebend für eine gute Tiefenunschärfe?

Um mit einem Objektiv möglichst viel Unschärfe in den Hintergrund zu bringen, ist die größte Blendenöffnung relevant. Je größer dieser ist, desto besser. Ausgezeichnet wird der Wert mit einem f/x z. B. f/2,8. Objektive mit einem Wert von f/1,8 eignen sich hierzu hervorragend aber man muss dabei auch bedenken, dass auch der Fokuspunkt hierbei sehr klein ist und daher bei falschen fokussieren eventuell die falschen Bereiche scharf gestellt werden.

Die große Blendenöffnung ermöglicht es zudem auch bei nicht so optimalen Lichtverhältnissen Bilder mit geringem Iso-Wert zu schießen, da einfach viel mehr Licht eingefangene werden kann. Bei einem Objektiv mit z. B. f/2,8 fällt doppelt so viel Licht auf den Sensor wie bei Objektiven mit lediglich f/5,6. Den Lichteinfall zu regulieren ist zwar auch durch den ISO-Wert bzw. die Verschlusszeit möglich, allerdings wird bei hohen ISO-Werten ein Rauschen im Bild auftreten. Und da wir uns mit lebenden und bewegenden Tieren befassen, ist es auch nicht möglich die Verschlusszeit sonderlich weit runter zu drehen, da die Bilder sonst verwackeln und unscharf werden. Lichtstarke Objektive sind somit auf jeden Fall ein Vorteil in der Tierfotografie.

Wie entscheidend ist der Preis bei Objektiven?

Der Preis eines Objektivs ist meist ausschlaggebend für 4 Dinge:

  • Lichtsensibilität/Blendenöffnung
  • Genauigkeit & Schnelligkeit der Fokussierung
  • Bildqualität (Kontrastumfang)
  • Bildstabilisator

Mit dem ersten Punkt haben wir uns bereits auseinandergesetzt. Der zweite Punkt, die Genauigkeit der Fokussierung ist meist vom Hersteller abhängig. Mit Objektiven des Kameraherstellers macht man hier meist keinen Fehler da diese auf die Kameras abgestimmt sind und daher eigentlich immer gute Ergebnisse liefern. Für die Schnelligkeit der Fokussierung ist der eingebaute Motor zuständig. Um immer ein scharfes Bildergebnis zu haben sollte man darauf achten, dass ein Ultraschallmotor im Objektiv verbaut ist. Die Bezeichnung dafür lautet in der Regel SWM (Nikon) oder USM (Canon).

Bildqualität.

Bei der Bildqualität sind Objektive recht unterschiedlich. Zumeist ist es aber so, dass in teureren Objektiven der gleichen Brennweite, bessere Gläser verbaut sind und der Sensor der Kamera damit mehr Kontrast und Farbe aufnehmen kann. Das macht das Bild knackiger und lebendiger. Bei schlechtem Glas geht viel von Kontrast und Farbe verloren wodurch ein Bild eher stumpf und uninteressant wirkt.

Der Bildstabilisator sorgt dafür das bei unruhiger Führung der Kamera Verwacklungen ausgebesserter werden. Ist man jedoch gezwungen sich bei einem Objektiv zwischen Lichtstärke und Bildstabilisator zu entscheiden, so ist zumeist eine große Lichtsensibilität von Vorteil, da eine ruhige Führung geübt werden kann aber man mit wenig Licht einfach auskommen muss.

Fazit.

Wenn man sich fürs erste auf ein einzelnes Objektiv festlegen möchte, eignet sich für den Einstieg in die Hundefotografie am ehesten eine Brennweite um die 50 mm. Für ruhigere Motive genügt diese Standardbrennweite vollkommen und sie ist auch mit großer Blendenöffnung sehr günstig zu haben.

Bewegungs- und Actionaufnahmen gelingen hingegen eher mit Tele Objektiven. Wer also einen sehr schnellen Vierbeiner hat der sich viel bewegt und meistens etwas weiter entfernt ist, sollte eher zu Objektiven mit 80 mm und mehr Brennweite greifen. Möchte man flexibel bleiben so sollte die Wahl auf ein sehr Lichtstarkes und schnelles Objektiv mit Ultraschallmotor fallen.

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Anwendungsvergleich 135mm Objektiv vs. 35mm Objektiv

Tele-Objektiv 135mm

Bild mit Brennweite 135mm
135mm Objektiv: Obwohl der Raum nach hinten sehr weitläufig ist, wird er durch das 135mm Objektiv gestaucht und damit zusammengepresst. Durch die Offenblende von f 1,8 tritt eine starke Tiefenunschärfe mit schönem Bookeh auf.

Weitwinkel-Objektiv 35mm

Bild mit Brennweite 35mm - Weitwinkel
35mm Objektiv: Landschaft, Natur und der Hund sind in diesem Bild gleichermaßen für die Bildstimmung wichtig, deshalb wurde eine Blende von f 11 verwendet.
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Mihajel

Mihajel

Mein Name ist Mihajel und ich bin euer Hundefotograf. Ich liebe es Hunde zu fotografieren, denn sie zeigen immer ihre ehrliche Seite: mal wild, mal verschmust und öfters auch mal sehr wuselig, aber zumeist dabei glücklich. Genau diese verschiedenen Facetten ihrer Charaktere möchte ich für euch festhalten.

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